"Square Dance" ist ein amerikanischer Volkstanz, der sich aus den europäischen Volkstänzen der Einwanderer und Siedler entwickelt hat.
Jeweils vier Paare bewegen sich nach den Zurufen eines "Callers" in ständig wechselnden Formationen, wie Quadraten, Kreisen, Sternen oder Linien. Die Zurufe beinhalten auch die Namen der zu tanzenden Figuren. Die Tänzer lernen diese in einem speziellen Kurs und können sie danach auf Zuruf automatisch ausführen. Es erübrigt sich daher, den Ablauf eines ganzen Tanzes auswendig zu lernen. Entscheidend ist auch nicht die Bewegung der Füße; wichtig ist vor allem, ob man dem Nächsten die rechte oder die linke Hand gibt. Als Anfänger findet man daher sehr rasch zu einem flotten und harmonischen Tanzen.
Name und Ausführung der einzelnen Figuren sind weltweit standardisiert. So können Tänzer ohne große Probleme zusammen mit Tänzern aus anderen Städten, Ländern, ja sogar Kontinenten zusammen in einem "Square" tanzen. Traditionsgemäß erfolgen die "Calls" in englischer Sprache, Englischkenntnisse sind jedoch keine Voraussetzung, um "Square Dance" zu lernen. Eine Hilfe sind geringe Grundkenntnisse natürlich schon. Die Musik, nach der getanzt wird, ist meist amerikanische Country Music.
"Square Dance" erfordert von allen Beteiligten Gemeinschaftssinn, Konzentrations- und Reaktionsvermögen. Alkohol ist deshalb vor und während des Tanzens tabu. Generationsprobleme oder Standesunterschiede sind beim "Square Dance" unbekannt. Es ist ein Hobby, das in jedem Alter Freude macht. Rang und Titel lassen wir zuhause. Wettbewerbe kennen wir nicht.
Square Dance ist Freundschaft, umgesetzt in Musik!
Geschichtlicher Überblick (Herb Egender, übersetzt von Norbert Lindermayr)
Es ist schwierig, die Wurzeln des modernen Square Dance genau aufzuspüren, denn sie sind sehr tief und weitverzweigt. Die Ursprünge gehen mit Sicherheit auf die englischen und französischen Vorfahren (der Amerikaner) zurück, aber es gibt auch Spuren zu den Schotten, Skandinaviern, Spaniern und anderen Völkern.
Man könnte annehmen, daß der Tanz als solcher so wie eine nachahmende Kunst begann: Die Vorzeitmenschen imitierten einfach die rituellen Tänze der Tiere. Das geringste Ansehen hatte der Tanz im Lauf seiner Geschichte wohl im klassischen Griechenland, wo er als aine unadelige und schändliche Aktivität galt. Aristoteles soll gesagt haben: "Kein Bürger soll diese Künste (Musik und Tanz) so intensiv betreiben, daß sie zu seinem Beruf werden." Er verwies diese Betätigung auf die Sklaven, Freigelassenen und Fremden. Der große römische Cicero bemerkte: "Niemand tanzt, außer wenn er betrunken oder geistig verwirrt ist."
Italien sah das Wiederaufleben des Tanzes im 15. Jahrhundert, während man Frankreich nachsagt, es sei die Mutter der modernen Kunst. Viele unserer Tanzausdrücke zeigen diese französische Verbindung, wie z.B. der Call "Dos-a-dos", der Rücken an Rücken bedeutet. Der englische Ahne des modernen Square Dance war unzweifelhaft der große Moriskentanz. Dieser Tanz wurde vor Publikum von ausgebildeten Moriskentänzern vorgeführt - sechs Männer in zwei Reihen von jeweils drei (Frauen durften nicht teilnehemn).
Später im 17. Jahrhundert wurden in England Volkstänze populär. Viele waren Reihen- oder Line Dances. Einige glauben, daß der Contra seinen Namen entweder von der falschen Aussprache des Wortes "Country" bekam, oder aus der Tatsache heraus, daß die Tänze in zwei gegenüberliegenden Linien oder Reihen ausgeführt wurden. Zur damaligen Zeit gab es auch viele Rundtänze, einige von ihnen ähnelten den Choral-Tänzen, welche oft in Kirchenschiffen englischer Kirchen getanzt wurden.
Die Franzosen übernahmen und modifizierten die englischen Volkstänze und nannten sie "Contredance Anglais". Sie erfanden auch eine Form des Tanzes genannt Quadrille, ein Ausdruck, der ursprünglich von einem Kartenspiel abstammt. Es ist die Quadrille, die meistens als die Großmutter des modernen Square Dance bezeichnet wird. Jedoch zeigt die Geschichte, daß bereits vor 300 Jahren "Dull Sir John" und "Faine I Would" volkstümliche Square Dances waren. Die Franzosen entwickelten auch den Contredance "Francais", einen Tanz, den man in der Quadratformation mit acht Tänzern ausführt.
Die unerläßliche Verbindung zur Vergangenheit waren Tanzmeister, die mit den Vorfahren nach Amerika kamen und die Tänze ihrer Heimatländer mitbrachten. Eines der frühesten Dokumente im Zusammenhang mit den damaligen Tänzen ist ein Buch von John Playford, einem Musiker und Tanzmeister. Sein Werk "The English Dancing Master - klar und einfach zum Tanzen der Volkstänze, mit Melodien zu jedem Tanz" wurde von 1650 bis 1728 in 17 Editionen herausgegeben und enthielt 918 Tänze.
Zwischenzeitlich kamen auch Paartänze in Mode. Die Franzosen erfanden eine Rundtanz, genannt "Branle", außerdem die "Gavotte" (Tanz im ¾ Takt) und das "Minuet". Von allen Tänzen war der Walzer seinerzeit die größte Herausforderung. Er erregte bei seiner Einführung großes Aufsehen, da es dem Herren erstmals erlaubt war, seine Partnerin eng zu umarmen, während sie über den Tanzboden gleiteten. Diese Tanzhaltung, welche heute "closed dance position" genannt wird, hieß lange Zeit die Walzer-Tanzhaltung.
Als die Pioniere den amerikanischen Westen erschlossen, nahmen sie ihre Tänze mit. Viele der damaligen Tänze gingen verloren oder wurden vergessen; aber auch viele blieben erhalten, besonders in den südlichen Appalachen. Anfang des 20. Jahrhunderts erlitt der Tanz in Amerika einen großen Niedergang. Quadrikkes und Contras verschwanden. Der Walzer wurde "getwostepped", Polka und Schottische vergaß man. Dagegen wurde eine flegelhafte Form des Tanzes, genannt "Barn Dance", bevorzugt, wogegen die Square Dancers lange ankämpften. Es bedurfte eines großen Industriellen und eines Leiters einer kleinen Schule in Colorado, um die großartige Volkstanzaktivität aus der Flaute zu bringen.
Henry Ford pflegte damals seinen Urlaub im Wayside Inn in Sudbury, Massachusetts, zu verbringen. Dort bekam er Interesse am Tanzprogramm, das von einem Tanzmeister namens Benjamin Lovett geleitet wurde. Das Programm enthielt die Gavotte, Mazurkas, Schottische, Minuett, Virginia Reel und andere Square und Round Dances. Ford versuchte Lovett zu engagieren, der aber ablehnte, weil er mit dem Hotel einen Arbeitsvertrag hatte. Dies stellte für den Multimillionär Henry Ford kein Problem dar, weil er einfach das Hotel samt Vertrag kaufte und Lovett mit zu sich nach Detroit nahm. In der Region Detroit errichtete Henry Ford ein breit angelegtes Lehrprogramm für Squares und Rounds, einschließlich Rundfunksendungen und Schulprogramme. Er baute eine schöne Tanzhalle in Greenfield Village und nannte sie Lovett Hall. Sie wird noch heute genutzt. 1926 veröffentlichten Ford und Lovett ein Buch, welches Anregungen und anderes Material für viele Volkstänzer lieferte, die sich ein solches Nachschlagewerk gewünscht hatten. Der Titel des Buches war "Good Morning".
Einer, der sich auf das Buch stürzte und es verschlang, war der junge Schulleiter in Colorado Springs Lloyd Shaw. Lloyd "Pappy" Shaw erkannte, daß Ford's Buch nur einen Teil des damaligen Wissens über den amerikanischen Volkstanz enthielt, und daß die restlichen Informationen direkt vor seiner Nase in den Kleinstädten und Farmer- und Bergarbeitergemeinden im Westen des Landes steckten. Er ging sorgfältig ans Werk, indem er alte Leute befragte, Tänze und Melodien sammelte und Nachforschungen anstellte. 1939 veröffentlichte er die erste Sammlung über Western Square Dancing mit dem Titel "Cowboy Dances". Später gab er auch ein Round Dance Buch heraus. Er übte mit Gruppen von Tänzern in seiner Cheyenne Mountain Schule und nahm sie mit durchs Land, währenddessen er ihnen Tänze lehrte, die sie vorführten. Im Sommer führte er Kurse für neue Tanzleiter durch, und Western Square Dance begann sich wie ein Wildfeuer auszubreiten. Natürlich fragte damals niemand nach Round Dance. Es wurde als selbstverständlich angenommen, daß man den Varsouvianna, Schottischen, den Black Hawk Walzer und vielleicht den Blue Pacific Walzer tanzen konnte. Es gab ab und zu ein "Cue word" (Tanzkommando) für die Anfänger, aber es gab keine Cuer. Die Tänzer kannten die Tänze, genauso wie sie die Figuren von vielen Square Dance Calls kannten.
In den 50er Jahren fand beim Square Dance ein Übergang von der traditionellen Art des Tanzes, bei der nur jeweils ein Paar aktiv ist, zu einem neuen Konzept statt, bei dem alle vier Paare gleichzeitig tanzten. Die Caller entdeckten, daß sie alle Tänzer gleichzeitig bewegen konnten, und dadurch das Tanzen viel interessanter wurde. Square Thru - in Contra Tänzen seit Hunderten von Jahren bekannt - wurde für den Square Dance "erfunden" und 1955 eingeführt. Andere Figuren folgten schnell. Bald waren es 16 Basics und dann 20, später 32 und mittlerweile sind daraus 49 geworden.
Hilfreich für den Übergang war die Entwicklung des elektronischen Verstärkers, der es dem Caller erlaubte, mit großen Mengen von Tänzern zurechtzukommen. Es war nicht länger notwendig zu schreien, sondern es wurden Mikrofone benutzt oder man hatte in jedem Square einen eigenen Caller. Square Dance Schallplatten, besonders die kleinen, leicht zu handhabenden Scheiben mit 45 RPM (Umdrehungen pro Minute), ersetzten die "Live Music" mit allen dazugehörigen Problemen und erlaubten eine viel größere musikalische Vielfalt und Flexibilität.
1974 hielt eine Organisation genannt CALLERLAB - die internationale Vereinigung der Square Dance Caller - ihre erste "Convention" (Versammlung) ab. Der Verband trifft sich seit damals jedes Jahr wieder. CALLERLAB's Ziel ist es, die Prinzipien von Spaß und Freundschaft, die von den früheren Tanzleitern wie "Pappy" Shaw begründet wurden, zu verbreiten und die Square Dance Tanzfiguren, Timing und Styling zu standardisieren.
Die Freude am Tanzen zu guter Musik und die Teilnahme an einer
Aktivität, die einfach Spaß macht, das machte Square Dancing
über viele, viele Jahre attraktiv und langlebig.